Geschichte
Mit den „Dip-N-Divers“ (eintauchen) in die Vergangenheit
Square Dance, der amerikanische Volkstanz, kam mit den Soldaten der Besatzungsmacht nach München. Getanzt wurde im 1. Stock des Künstlerhauses am Lenbachplatz. Dieses Gebäude war von der US-Armee beschlagnahmt und nannte sich „US-Service-Club-Munich“. Als das Fraternisierungsverbot aufgehoben war, versuchte man, den gravierenden Mangel an Tänzerinnen mit deutschen Mädchen zu beheben, denn nur Offiziere und wenige Berufssoldaten hatten ihre „Wifes oder Girlfriends in Germany“ dabei.
1952 besuchte eine junge hübsche Offiziersfrau, sie war auch Callerin, die Englischstunde der Riemerschmied-Handelsschule und versuchte die Mädchen für ihr Hobby zu begeistern. Bekannt ist nur noch ihr Vorname: „Ilse“ und dass sie durch ihre guten Deutschkenntnisse und ihr tolles Outfit (rote Pumps und die damals sehr teuren „Nylons“) beeindruckte. Zwei Schülerinnen – Rose und Erika – entschlossen sich, nachdem die Eltern das erlaubt hatten, den damals rein amerikanischen Club zu besuchen und diesen „Volkstanz“ zu lernen.
Fünf Jahre später, 1957, bildete sich eine informelle Gruppe, die sich den Namen „Mox Nixers“ gaben. Im März 1958 fand man dann „Dip-N-Divers“ (eine damals populäre Tanzfigur) besser und beantragte die Aufnahme in die europäische Dachorganisation EAASDC = European Association of American Square Dance Clubs. Dieses Datum gilt als Gründungsdatum des Clubs und so wurde im Jahr 2008 der 50. Geburtstag gefeiert.
Anfangs waren die Munich Dip-N-Divers ein rein amerikanischer Club, nur persönlich eingeladene Deutsche durften als Gäste lernen und mittanzen. Erst 1962 tauchte der erste deutsche Name im Mitgliederverzeichnis auf. ab 1972 wurden Protokolle über Club-Meetings erstellt, zuerst in Englisch, dann zweisprachig, ab Mitte 1975 nur noch in Deutsch. Durch die häufigen Versetzungen und die Rotation in der amerikanischen Truppe war eine Mitgliedschaft im Club oft kurz oder beschränkte sich auf Gastbesuche.
Viele Jahre sind dann noch vergangen, bis die Satzung auf deutsches Vereinsrecht umgestellt wurde. Seit 1986 sind wir der Dip-N-Divers Square Dance Club e.V. München. Bis in die frühen 90er Jahre stieg die Mitgliederzahl auf über 200. Sie blieb lange auf diesem Stand, ist aber in den letzten Jahren etwas gesunken, nicht zuletzt weil es in München und Umgebung inzwischen sehr viele Square Dance Clubs gibt und der Nachwuchs sich entsprechend aufteilt. Nach wie vor sind die Dip-N-Divers aber einer der ältesten und mitgliederstärksten Clubs in Deutschland. An den wöchentlichen Clubabenden tanzen in der Regel mindestens fünf Squares.
Im Laufe der Jahre hat der Club an 11 verschiedenen Plätzen in München getanzt. Seit April 1986 finden die Clubabende in der sog. MCG-Ranch (MCG = Münchner Club-Gemeinschaft zusammen mit zwei weiteren Clubs) im Bürgerpark Oberföhring statt, dessen Baracken die Landeshauptstadt München nach dem Auszug des Krankenhauses Vereinen zugänglich gemacht hat.
Nach ersten Versuchen in den 60er Jahren wird seit 1975 an den Clubabenden regelmäßig auch Round Dance (Paartanz nach Ansage) angeboten. Des Weiteren gibt es an den Clubabenden – zur Zeit unregelmäßig – auch eine Contra-Einlage (vergleichbar den Contra Dances im früheren englischen Volkstanz).
Seit 1974 führen die Dip-N-Divers jedes Jahr ein Special, den Maypole Dance, durch. Er findet in den ASV-Sporthallen in Dachau statt. Dort treffen sich viele Tänzer vor allem aus Square Dance Clubs im süddeutschen Raum.
Für Square Dancer heute sind die amerikanischen Ursprünge weniger im Bewusstsein, aber wenn uns eine amerikanische „Tour-Group“ besucht, können wir (wie es in unserer Satzung steht) internationale Gesinnung, Toleranz und Völkerverständigung fördern.
Was ist aus unseren beiden „frühen Mädchen“ geworden?
Rose verliebte sich in ihren Tänzer, einen amerikanischen Studenten der Uni Maryland. Diese Uni war in der McGraw-Kaserne (die ehemalige Reichszeugmeisterei) an der Tegernseer Landstraße untergebracht. Sie heirateten und übersiedelten in die Vereinigten Staaten.
Erika traf zufällig mit unserer Tänzerin Ingrid zusammen und was war das Gesprächsthema? Sie frischte daraufhin in einem unserer Anfängerkurse ihre verschütteten Kenntnisse auf und tanzte begeistert bis 2003 in unserem Club.
Willi Völker und Bruno Riedmüller